CD-Besprechung

»Marc Anthony

Libre

November 2001 - Columbia Records

CD-Review von

2 Punkte: Nicht besonders originell ...


CD-Cover: Libre

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Nach fast 4 Jahren Salsa-Abstinenz gibt sich Marc Anthony (Marco Antonio Muñiz) nun wieder die Ehre mit einer reinen Salsa-CD. Der Ausflug in die Pop-Musik ( mit Hits wie 'I need to know' ) war eigentlich gar keiner, denn es war immer der Traum Marc Anthony's ein internationaler Pop-Star zu werden. Mit 16 wollte er es bis 35 schaffen, einen Nr. 1 Bilboard - Hit zu haben und im Madison Square Garden sowie in der Carnegy Hall aufgetreten zu sein. Beides gelang ihm im Alter von 19. So begann er seine Karriere mit Pop - Musik und hatte im Oktober 1991 seinen ersten Nr. 1 - Hit in den Billboard-Charts ( mit Ride on the Rhythm von der CD When the Night is Over ). Aber auch Auftritte in Musicals und Hollywood-Filmen zeugen von seinem vielfältigen Talent.

Die Latin - Music hatte es dem 1968 in New York geborenen Sohn puertorikanischer Eltern schon immer angetan. Seinen musikalischen Background im kulturellen Schmelztiegel New York hat er einmal treffend so beschrieben: ...while walking the streets of El Barrio, I'd hear Ruben Blades blasting out one window, Gloria Gaynor crooning from another and the Doobie Brothers blasting from someone's car radio. So when I'm presented with the opportunity to sing Salsa, I can't resist but to sing it my way .

Leider nicht so sehr bekannt sind seine ersten Gehversuche in der Salsa zusammen mit Eddie Palmieri - neben Tito Puente damals einem seiner Vorbilder: 'Parece Mentira' ( u.a. auf der CD zum Film Carlitos Way ) - Wer das hört, würde niemals denken, dass sich hier Marc Anthony als echter Sonero beweist. Schade, dass er in diese Richtung nie weitergegangen ist. 1993 folgte seine erste eigene CD beim Label RMM 'Otra Nota' produziert von Sergio George. Bekannt wurde hier sein etwas tragisch-schmalziges Lied 'Hasta que te conoci'. Der endgültige grosse ( Salsa- ) Durchbruch und eine riesige weibliche Fan-Gemeinschaft kam mit der RMM-Produktion 'Combinacion Perfecta' und dem Salsa Romantica - Hit 'Vivir lo nuestro' - ein Duett mit La India.

Marc Anthony war einer der ersten Salsa Künstler, die das in den 90er Jahren scheinbar vorherrschende Label RMM verliessen, um einen eigenen Stil zu finden und sich von dem dort produzierten Einheitssound abzuheben. Folgerichtig wechselte er für seine letzte Salsa-CD 'Contra La Corriente' (1997) den Produzenten - statt Sergio George hielt nun Angel "Cucco" Peña die Zügel in der Hand. Obwohl Marc Anthony's Musik mehr romantischer Natur ist, sammelte sich in seiner Band doch beachtliches musikalisches Potential - erwähnt seien hier nur sein ehemaliger musikalischer Direktor Jimmy Bosch oder Nelson Gonzales. Nach dieser CD schien es so, als würde Marc Anthony wieder endgültig in das Pop-Lager wechseln. Obwohl stimmlich besser ausgestattet und auch künstlerisch bestimmt anspruchsvoller erreichte er aber nie den Erfolg solcher Latin-Pop-Stars wie Ricky Martin.

Thinking Marc AnthonyMarc Anthony's neue Salsa CD 'Libre' erschien am 20.11. - Viel hat sich gegenüber der letzten CD 'Contra la corriente' nicht geändert. Der Sound, die Texte - im Grossen und Ganzen leider eher eine schlechte Kopie seiner letzten Salsa-CD ( Übrigens nach Verkaufszahlen die erfolgreichste Salsa-CD aller Zeiten ). Die neue CD ist wieder ein echter Marc Anthony - nicht mehr aber diesmal wohl etwas weniger als sonst! Viele der Lieder fangen als (quälende) Baladen an, ehe dann der Salsa-Rhythmus einsetzt, was besonders Tänzer nerven wird.

Wir wissen: Die Grenze zwischen gefühlvoll und schmalzig ist sehr fliessend. Aber 45 Minuten ständiges Wehklagen können schon ziemlich anstrengend sein. "Marc singt, als ob's das letzten Mal wäre" - schreibt z.B. Bruce Polin von Descarga.com. Er hätte es ruhig etwas lockerer angehen können.

Dabei fängt die CD fängt gar nicht mal so schlecht an. 'Celos' und 'Este loco que te mira' haben durchaus tanzbare Stellen. Sehr schön sind die Bläsersätze im 2. Titel ( nach ca. 3:40 min ). Überhaupt: die Bläsersätze und der Chorus zählen für mich zu den Stärken dieser CD. Im krassen Gegensatz zu dem schleppenden Beginn mancher Titel steht dann das 'Krachen'. Nein, kein Salsa-Feuerwerk ist gemeint sondern ein unangenehmes Scheppern (künstliche oder echte Congas?) in das viele Titel am Ende münden (z.B. Ende des 2. Titels). Abgeguckt bei Sergio George? Die US-Amerikaner haben schon einen neuen Begriff für solche Musik: Pop-Salsa. (Siehe auch letzte CD von Charlie Cruz). Also mein Ding ist das nicht.

Originell ist noch das Panflöten-Intro des 5. Titels: Aber leider folgt dann kein Lied über die Schönheit der Berge Perus sondern nur wieder die altbekannten Litaneien. Und auch gut gemacht: Das Akkordeon im Titel 6De Que Depende.

Wieder einmal hat sich wohl herausgestellt, dass es sehr schwer ist auf 2 Hochzeiten gleichzeitig zu tanzen. Auch für einen so ausgezeichneten Künstler und begnadeten Sänger wie Marc Anthony. Auf der Salsa-Hochzeit gibt er jedenfalls meiner Meinung nach diesmal keine so gute Figur ab. Im Januar soll Marc Anthony's zeitgleich produzierte Pop-CD 'Mended' erscheinen. Die Single 'Tragedy' ist schon jetzt vielerorts zu hören. Auf meiner 'Libre' - Pressung fand sich auch eine spanische Version ( 'Tragedia' ) als 'Bonus-Track'. Danke für die Tragödie als 'Bonus' aber ich hätte gerne darauf verzichtet und lieber einen weniger exorbitanten Preis an Sony gezahlt. Die CD an sich ist schon Tragödie genug.

Fazit: Für mich ein wenig ansprechendes Salsa-Album nach all dem Rummel um die Veröffentlichung. Es gab dieses Jahr sicher schon besseres zu hören( Gran Combo oder El Canario ). Und auch Salsa-Romantica wurde schon besser gemacht ( z.B. die letzte Johnny Riviera ). Sin clave no hay Son ....

Für Marc Anthony Fans:

http://www.marcanthonyonline.com

Die Meinungen zu dieser CD sind sehr kontrovers. Das beweisen auch Eure Mails an mich:


DJane Birgit - "La Brujita" aus Frankfurt(M) schreibt mir:

Lieber Michael,

ich halte Dich nach wie vor für einen der besten Salsa-DJs hier in Deutschland, die ich bis jetzt gehört habe und den lebenden Beweis dafür, dass man kein Latino sein muß, um absolut hervorragende Musik spielen zu können << Danke für das Lob! - Anmerkung v. Michael>>. Sehr schade allerdings finde ich Deinen Bericht über Marc Anthony und besonders die negative Ankündigung bereits auf der ersten Seite in Salsa.de. Ich höre das Album seit Tagen im Auto und bin sehr froh, dass Marc Anthony seinem Stil treu geblieben ist und nicht auf die Schiene "Viva Puente" / Gran Combo so wie Grupo Caribe, Tabaco y Ron, Jose Alberto ...."(obwohl ich all die Gruppen und deren neue Titel prima finde und sehr gerne spiele) aufgesprungen ist. Meiner Meinung nach ist das Album wunderschön, die Titel sind sehr tanzbar und die Anfänge der Lieder gut zu cutten.<< Anders könnte man die Mehrheit der Lieder auch nicht einem Tänzerpublikum präsentieren - Anm. von Michael >> Habe einige Songs bereits aufgelegt und die Leute sind total darauf abgefahren.

Hoffe Du verstehst meine Kritik nicht falsch aber ich konnte mir diese Mail einfach nicht verkneifen.

Liebe Grüße aus Frankfurt
Birgit
mejor dicho "la Brujita"

<< Kritiken sind ausdrücklich erwünscht! Ich stelle in den CD-Besprechungen ja nur meine Meinung dar - Mir ist bewusst, dass viele Leute anders denken als ich und ich möchte diese anderen Meinungen auch veröffentlicht wissen. Also immer her mit Euren Meinungen!! - Anm. von Michael>>


Ganz anderer Meinung als Birgit ist DJ Michael Beyer "elGringo" aus Freiburg:

Hi Michael,

konnte mich herzhaft amüsieren, wie Du in die neue Marc Anthony noch etwas Gutes reininterpretierst. Mein Kommentar wäre: Blinde Musiker beim Notenlesen - Taube beim Abmischen - und wie immer Unwissende in der Leitung von Sony Music. Ich kann bei dem Preis der CD nur herzhaft lachen und werde sie immer dann benutzen wenn ich jemandem ein Beispiel für miserable Arrangements und schlechteste Abmischung demonstrieren muß. Marc Anthony goes Michael Jackson und stellt sich selbst an die Wand - ;o)

elGringo

Anm. von Michael: Also weiss ich jetzt nicht ... die Abmischung ist schon professionell - die Musiker sind nicht schlecht (z.B. Bobby Allende, Marc Quinones ) - da hat sich keiner verspielt. Hast Du eine andere CD gehört? Weshalb ich die CD nicht so gut finde, habe ich ja oben schon angemerkt.


DJ Kuk aus Luzern meint:

Hallo Michael!

Habe gerade deine Marc Anthony Besprechung gesehen. Spricht mir aus dem
Herzen hihi.

Ich bin ein Salsa-DJ aus der Schweiz, genau genommen aus Luzern. Und
natürlich immer auf der Suche nach Neuem in der Salsa-Szene. Zwischendurch
durchstöbere ich auch mal deine Seite, super deine Besprechungen...

Herzliche Grüsse
DJ Kuk
Markus Zurmühle


Eure Bewertungen




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