November 2007 - Black Diamond Music
CD-Review von Salsa DJ El Rumbero (Berlin)
Songs mit Hit-Garantie: Sowas wird ja in letzter Zeit modern. Nimm einen berühmten Pop-Song und mach eine Salsa daraus: Her name was Lola ... she was a showgirl .... das gibt es nun auch als Salsa. Und ich muss zugeben: Barry Manilow's Hit Copacabana aus dem Jahr 1985 als Salsa-Version hat das Zeug dazu, genauso nach 1...2 Jahren von den DJs gehasst zu werden, wie das berühmt berüchtigte Lady ( "Hach ...spiel doch mal was Schönes" ).
Also ein weiterer Fall von 'Friseusen'-Salsa (wie man in Musikerkreisen immer sagt )? Mitnichten. Denn die Band (oder besser das Projekt) und das Konzept, welches hinter dem Song stehen, sorgen schon für ernsthafte Salsa. Black Sugar Sextet - sicherlich eine Anspielung auf legendäre Bands wie New Swing Sextet ( deren müde Neuauflage Back On The Streets nach über 30 Jahren Bühnen-Abstinenz mir überhaupt nicht gefällt ) oder dem schon in der vorherigen Besprechung erwähnten Joe Cuba Sextet - gehen mit ihrem Sound noch viel weiter zurück als in die 80er. Wieder geht es darum, die Bläser wegzulassen und wieder kommt ein Vibrafon zum Einsatz. Das ist es dann auch, was die Copacabana so interessant macht. Der zwar gut swingende aber doch auch jazzige Sixties - Sound. Alles locker und flockig und doch mit Aha-Effekt. Noch jedenfalls - ich weiss nicht wie es nach dem 1000sten Mal Abspielen sein wird :-) Und übrigens: Einen (Salsa-)Club namens Copacabana hat es auch in New York jahrelang gegeben...
Black Sugar Sextet ist ein Projekt des Salsa-Pianisten Lucho Cueto. Der gebürtige Peruaner (geb. 1964 in Lima) spielte u.a. bei Grössen wie Louie Ramirez, im Orchester Sarabanda von Bongocero und Campanero Jose Mangual Jr. (mit dem er seit den 80ern auch befreundet ist) und er war 1997 auch musikalischer Direktor des Orchesters von José Alberto ' El Canario'. Zuletzt wirkte er bei Son Boricua mit - eine vom Sound und Konzept ähnlich angelegte Band wie sein neues Projekt Black Sugar Sextet.
Im Laufe der Jahre kamen da doch einige Musiker zusammen, mit denen er Telefonnummern tauschte. Uns so findet man einige berühmte Namen auch in diesem Projekt wieder - zuvorderst zu nennen sicherlich Jose Mangual Jr. (diesmal als Sänger) aber auch Timbalero Luisito Quintero (z.Zt. 'hauptamtlich' beim Spanish Harlem Orchester und bei Jimmy Bosch beschäftigt) oder Mike Freeman, der sich die Vibes mit Dave Samuels teilt. Neben Jose Mangual Jr. singen auch noch Lead und Background: Tito Allen, Willie Amadeo, Joe King, Kim De Los Santos und sogar Lucho Cueto's Landsmann Melcochita ist zu hören.
Nicht alle Songs der CD sind so leichte Kost, wie Copacabana. Neben einigen Neukompositionen überwiegen doch die Cover-Versionen. Die Auswahl halte ich eher für konserativ. Trotzdem gibt es ein paar Aha-Effekte. Bei Charlie Palmieri's Hija De Lola (schon wieder eine Lola) weiss die Band durch virtouses Vibrafon-Spiel, witzigem Background Gesang und ein paar unerwarteten Breaks zu verblüffen. Bei Cheo Feliciano's eigentlich nicht zu toppenden Anacaona ist es erst Cueto's Piano Solo in der Mitte des Stücks und das anschliessende kurze Timbales-Solo von Luisito Quintero, welche die Cover-Version rechtfertigen. Eher langweilig fand ich Decidete (Hector Lavoe). Manchmal kann man sich eben verheben, wenn man sich mit Legenden messen will. Shubidub und Baduahhh - typisch für den Background-Gesang beim Black Sugar Sextet passen eben nicht immer.
Richtig toll und innovativ hingegen die Version von El Condor Pasa. Da ist nix mit Indio-Romatik aus der Fussgängerzone. Betont jazzig und ein Klasse Piano-Spiel von Lucho Cueto. Auch die schräge Flöte von Dave Valentin weiss zu überzeugen. Mit Scape und My Funny Zule (And Her 28 Friends) finden sich noch 2 weitere Latin Jazz Stücke auf der insgesamt sehr gut aufgenommenen CD. Die Soundqualität und Abmischung ist wirklich OK (im Gegensatz zu der neuen Chino Nunez - Dr. Salsa, der nun schon seine zweite CD mit wirklich tollen Songs durch eine leider erbärmliche Abmischung unbeabsichtigt abwertet.)
Auch Muneco de Ciudad fand meinen Gefallen. Cooler Gesang von Jose Mangual Jr., Cooler Rhythmus - es swingt! Leider stimmt hier der Komponist auf der CD-Hülle nicht ( DJ Pepe hat es gemerkt - Danke!). Es war keineswegs der Bandleader Lucho Cueto sondern die alte Bobby Valentin-Nummer aus dem Jahre 1978 wurde von Adrian Perez komponiert. Bei den Neukompositionen ist Estamos Azucar in Ansätzen nicht schlecht. Aber das Lied leidet - aus Tänzersicht - doch am Anfang unter den Breaks, mit denen die einzelnen Instrumente eingeführt werden. Ab dem ersten Chorus Estamos Azucar wird's dann geniessbar für el publico bailador ... und dann geht's auch noch richtig ab.
Fazit: Shubidub und Baduahhh ....das geht einem nicht mehr aus dem Kopf. At the Copa ... don't fall in love ... und meine Friseurin hat jedenfalls Ahnung von Musik!
Übrigens: Damit schliesst sich mein Ordner 2007 ... es ist mittlerweile der 10. abgeschlossene Jahresordner mit jeweils 12 CD-Besprechungen ...Im September 1997 ging es los. Fröhliche Weihnachten Euch allen und einen guten Rutsch!
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Und hier die Titel und Komponisten
No. | Titel | Komponist | Zeit |
1 | Copacabana | Barry Manilow | 05:27 |
2 | Naci Moreno | F. Alvarado | 05:46 |
3 | Pa' Colombia Entera | T. Curet Alonso | 05:36 |
4 | El Muñeco De La Ciudad | Angabe auf CD falsch - es ist Adrian Perez | 04:33 |
5 | El Condor Pasa | Daniel Alomias Robles | 08:14 |
6 | La Hija De Lola | Raul Marrero | 04:39 |
7 | My Funny Zule (And Her 28 Friends) | Lucho Cueto | 06:52 |
8 | Estamos Azucar | Lucho Cueto | 06:32 |
9 | Descarga Azucar | Robert Quintero | 00:48 |
10 | Scape | Lucho Cueto | 06:59 |
11 | Copacabana (English Version) | Barry Manilow | 05:28 |
12 | Anacaona | C. Curet Alonso | 05:45 |
13 | Decidete | Jose Antonio Mendez | 05:43 |
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